Samstag, 16. April 2016

La donna è mobile? Nichts gegen: Un bebè è mobile!



Ein Kind wächst, entwickelt sich, lernt … alles ist im Fluß. Kaum hat man sich an etwas gewöhnt, für sich einen Rhythmus mit dem Kind gefunden, wirft das kleine Wesen alles wieder über den Haufen. Mit nichts lernt man mehr über Veränderung als mit einem kleinen Kind!

Ich bin heute noch sehr dankbar, dass man mich schon in meiner Schwangerschaft auf ein bestimmtes Buch hingewiesen hat. Viele Bücher haben mir interessantes Wissen und bedenkenswerte Ansätze beschert, aber keines war so eine immense konkrete Erleichterung im Umgang mit Lämmchen wie das Buch „Oje, ich wachse!“. Vorher war ich da völlig unbedarft und der Meinung ein Kind lerne stetig und gleichmäßig. Das Buch spricht aber von regelmäßig auftretenden Entwicklungs-Schüben. Ich war skeptisch ob sich das alles wirklich so drastisch auswirken würde wie im Buch beschrieben. Aber Lämmchen hat meine Erwartungen nicht enttäuscht! ;)

Eigentlich habe ich zwei Kinder. Eines zwischen den Schüben und eines im Schub. Ich nenne sie jetzt mal überspitzt Strahle- und Mieselämmchen. Das erstaunliche: das Buch kann den Wechsel bis auf ein, zwei Tage genau voraus sagen. Das hat mich wirklich überrascht!

Dank dieses Buches kann ich mich nun darauf einstellen und muss mich nicht ständig fragen was ich plötzlich falsch mache, wenn mein Kind auf einmal so launisch, schlecht gelaunt, empfindlich und aus dem Takt gebracht erscheint wo es denn sonst ein recht ausgeglichenes und fröhliches Kind ist. Das klingt so banal, ist aber eine immense Erleichterung für mich! Ich kann so Miese-Lämmchens schwierigeres Verhalten mit einem viel größeren Mitgefühl akzeptieren und begleiten. 

Zum Anderen hat es aber auch mein Verständnis für die Welt in der mein Baby lebt, wie es sie wahrnimmt, gestärkt. In vielen Büchern steht was Neugeborene und Kleinkinder wann können. Aber an das kognitive Innenleben, wie das Kind die Welt versteht, daran traut sich kaum einer.
Im Buch „Oje, ich wachse.“ ist ebenfalls beschrieben was das Kind nach den jeweiligen Schub neues kann. Viele kritisieren es deshalb, sehen eine auferlegte Norm. In neueren Auflagen hat das Buch das dann entsprechend relativiert, betont, dass nicht jedes Kind alles in gleichem Ausmaß zur gleichen Zeit macht und auch jedes Kind unterschiedliche und individuelle Stärken und Interessen mitbringt. 

Diesen Aspekt des Könnens finde ich allerdings sowieso lange nicht so spannend wie die Beschreibung was in den Schüben passiert! Zum ersten Mal konnte ich lesen was das Kind wahrnimmt im Sinne von wie das Kind die Welt versteht. So entwickelt sich erst die visuelle Wahrnehmung, später dann aber vor allem die allgemeine Verarbeitung. Es begreift Muster, danach fließende Übergänge,  Zusammenhänge, später Kategorien und dann auch Reihenfolgen usw. … Mit diesem Wissen kann ich mich viel mehr in mein Kind hinein fühlen und mit ihm in seiner Welt mitgehen. Und wenn es dann etwas Neues kann, dann bemerke ich das viel bewusster, kann es viel besser einordnen.

Ich bin eigentlich ein Freund von Studien, belegbaren Angaben. Es hapert es hier sicher etwas mit wissenschaftlichen Fakten zu dem Buch, es lehnt sich vielleicht etwas weit aus dem Fenster mit Interpretationen. Es dreht sich vieles um das Innenleben des Kindes, was allerdings auch schwer wissenschaftlich nachweisbar ist. Aber, wenn ich sehe, dass es bei meinem Kind funktioniert und es mir hilft mich tiefergehend in das Kind einzufühlen (und es offensichtlich nicht schaden kann) – dann frage selbst ich nicht weiter nach.

Nach dem letzten Schub habe ich mich dann schon wieder sehr auf eine etwas entspanntere Zeit mit meinem ausgeglichenen Strahle-Lämmchen gefreut. Ein paar wenige Tage gemeinsam waren uns gegönnt und plötzlich war Miese-Lämmchen wieder da. Ich wunderte mich wo mein Strahle-Lämmchen abgeblieben ist, es sollte in der schubfreien Zeit doch wieder an meiner Seite sein? „Geduld!“ mahnte ich mich, aber es wurde immer schlimmer. Miese-Lämmchen war da und das extrem anhänglich, dabei hatte sie aber auch gleichzeitig nicht die Ruhe bei mir zu bleiben. Bei anderen funktionierte das mit dem Spiel-Flow noch einigermaßen. Sobald ich aber in Sichtweite kam, war es damit vorbei: rauf auf meinen Arm, wieder runter, wieder rauf, usw. … immer wieder, die ganze Zeit… nichts schien ihr recht zu sein. Die Nächte wurden zum Tag, mal krabbelte Lämmchen tiefnachts putzmunter durch die Gegend, mal schlief sie extrem unruhig, wachte immer wieder auf. Ich musste sie nachts oft zu mir ins Bett nehmen, auch wenn ich selbst deswegen kaum noch schlafen konnte. Miese-Lämmchens Laune war meist im Keller und wenn mal nicht, dann schlug sie schnell bei Kleinigkeiten wieder um. Auch Hunger- und Schlafrhythmus waren völlig durcheinander. Sonst recht zuverlässige Beruhigungsmaßnahmen halfen nichts mehr. Selbst im Kinderwagen, normalerweise ein Einschlafgarant, fand meine Kleine keine Ruhe mehr. Die Trage schien ebenfalls von der einen Sekunde zur anderen plötzlich wieder nicht mehr aushaltbar zu sein. Nun konnte ich mit ihr nur noch kurze Runden um den Block machen und fühlte mich wie eingesperrt. 
Kurzum: es war so schlimm, dass mir die Schübe dagegen wie ein Klacks vorkamen!

In dieser Intensität dauerte das Ganze zwei Wochen an und erst dann, ganz zum Schluss, kamen die typischen Anzeichen: der Speichel floss in Strömen, das Kind kaute auf meinen Fingern herum usw. … erst da ahnte ich, dass es sich wohl tatsächlich ums Zahnen handeln musste. Dieses lange, extreme und verheulte Durcheinander war ich allerdings nicht gewohnt. Lämmchen hatte bereits zwei Zähne. Besonders starkes Sabbern und ein bis zwei Tage schlechte Laune und gut war es. Ich dachte ich wusste bereits wie der Hase bei ihr lief (… wie schlau man immer als Erstlings-Mutter ist, oder? ;)). 
Aber das jetzt?!
Schließlich entdeckten wir sie dann doch. 

Vier Zähne auf einmal!!!

Da wurde mir dann einiges klar.
Langsam wurde es dann auch besser, die Tage an denen es schwierig war wurden weniger und traten schließlich nur noch vereinzelt auf. Mein Strahle-Lämmchen ist nun wieder da, selbst wenn sie immer noch sabbert als wäre sie völlig undicht. ;) 
Leider hab ich mit diesem Blogpost den Fehler gemacht und in meine „Oje, ich wachse“-App geguckt. (Kann ich jedem empfehlen, kostet nur ganz kleines Geld und alles Wichtige steht drin. Viel mehr an Hintergrund ist im Buch auch nicht zu finden.) Ich hab es jetzt schwarz auf weiß. Das Strahle-Lämmchen ist nur gekommen, um Tschüss zu sagen. Der nächste Schub ist schon wieder dran! ;(
 
Euer ein bißchen gebeuteltes schwarzes Mutterschaf





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