Ein Thema, das immer wieder aufkommt und zu dem ich mal
meinen Zugang aufzeigen möchte. Vielleicht ein wenig anders als man dies
gewohnt ist. Aber beginnen wir mal mit dem Teil, der als politisch korrekt gilt
und trotzdem auch bei mir schwarzen Mutterschaf zutrifft: ;)
Es tut mir im Herzen weh mein Kind schreien zu hören! In den
ersten Wochen kam ich fast gar nicht damit klar. Es hat so an mir gerührt, ich
hatte das Gefühl mein Kind muss allerschlimmste Schmerzen erleiden und genauso
fühlte es sich in mir selbst an. Das Kind schrie immer wieder und ich hatte das
Gefühl, dass es kurz vorm Sterben ist, ich mit ihm ins Krankenhaus fahren muss oder
dass ein absoluter Ausnahmezustand vorherrscht. Wenn das Kind vor Hunger brüllte
(nicht seit Stunden sondern von einer Sekunde auf die andere) wurde ich so
hektisch, dass ich oft die angerührte Milch verschüttete oder es kaum ertrug
mit dem schreienden Kind „untätig“ und hilflos in einem Raum zu sein. Mein Puls
raste und ich konnte kaum klar denken.
Immer wieder kursiert der Brief eines schreienden Babys an
seine Mutter im Netz (http://www.stillkinder.de/brief-eines-babys-das-schlafen-lernen-musste/).
Mir tut das Herz weh, wenn ich ihn lese. Mag sein, dass er notwendig ist, um manchen
Müttern die andere Seite, das empfindende kleine Wesen aufzuzeigen. In mir hat
er jedoch nur absolut überflüssigen zusätzlichen Druck aufgebaut. Jede Sekunde
in der mein Kind schreit, muss es schrecklichst leiden. In den 30 Sekunden, die
ich brauche um ein Fläschchen anzurühren, muss mein Kind schrecklich leiden.
Jede Sekunde, die ich von der einen Wohnungsecke zur anderen zum schreienden
Kind brauche ist zu viel. Jede Sekunde in der ich nicht in der Lage bin mein
Kind zu beruhigen, verstümmelt mein Kind emotional. Ich habe so darunter
gelitten, so sehr, dass ich über all das nachdenken musste. Das konnte es
einfach nicht sein.
Obwohl mein Kind kein Schreikind war, half mir ein Artikel
zu Schreikindern (http://geburtskanal.de/artikel-wissen/schreibabies-traenenreiche-babyzeit.html) enorm weiter. Ich durfte nicht erwarten, dass eine Windel, ein Fläschchen, Bauchwehtropfen
ein Kind wie auf Knopfdruck immer zu einem zufriedenen Schweigen bringen. Ein
Kind muss auch mal schreien, um zu verarbeiten. Ich musste anfangen mich daran
zu gewöhnen, musste begreifen, dass nicht immer ein Grund vorliegt, den ich
beheben kann und muss. Manchmal ist alles was ich tun kann einfach da zu sein,
dem Kind beizustehen und ihm die Schreizeit, die es braucht einfach zu lassen.
Ich war so unendlich dankbar für diese Ansicht! Schreiabende waren nun für mich
nichts Schlimmes mehr sondern die Möglichkeit mich nun psychisch vorbereitet
darin zu üben, loszulassen, einen emotionalen Schutzschirm aufzubauen und
andererseits dafür die Ruhe zu gewinnen für das Kind einfach da zu sein.
Schritt für Schritt konnte ich meine Hektik bei meinem brüllenden
Lämmchen ablegen. Heutzutage bin ich nun sogar so weit, dass ich in der Lage
bin nicht beim ersten Heul-Ansetzer gleich loszustürzen sondern erst einmal zu
lauschen.
(Ich bin immer noch nicht gefeit, die ganze Zeit habe ich eine
Stimme im Ohr „Du lässt dein Kind schreien! Sie werden denken, du lässt dein
Kind schreien!!!“)
JA.
Ich lasse mein Kind manchmal schreien oder weinen.
Jetzt
ist es raus.
Wenige Sekunden, kaum mal eine Minute. In dieser Zeit frage ich mich folgendes.
Was für ein Heulen ist das? Was könnte der Auslöser sein? Und ist mein Lämmchen in der Lage sich in kurzer Zeit auch selbst zu beruhigen?
Und was für eine
Überraschung, das ist tatsächlich möglich!
Etwas Zeit geben. Einfach nur, um
dem Kind eine Chance zu bieten für sich selbst zu entdecken, wie schlimm die Situation
gerade wirklich ist und ob es damit alleine klar kommen kann.
Dieser ganze psychosoziale Druck, der aufgebaut wird, lässt
einen bei so etwas denken, man
wäre eine absolut untragbare fürchterliche Rabenmutter – und ich bin ja auch
immerhin das schwarze Mutterschaf! ;)
Ich hoffe, ihr versteht mich richtig. Hier ist definitiv
weiterhin Aufklärung notwendig und auch dieser Babybrief erfüllt bei manchen
sicher seinen Zweck und hat alleine dadurch schon seine Berechtigung.
Ich
jedoch mag diese Schlafprogramme sowieso nicht, sie widersprechen einfach völlig meinem
mütterlichen Instinkt. (Ja, das sage ich schwarzes Mutterschaf, das ihr Kind
mit kurzen Ritualen zum Schlafen ablegt und aus dem Zimmer geht. Aber ich habe
Lämmchen nie hierzu genötigt. Sie findet einfach allein die Ruhe, die
sie braucht, um einzuschlafen. Und wenn nicht, dann komme ich – nachdem ich
kurz abgewartet und gelauscht habe - und bin für sie da solange es notwendig
ist.)
Aber es gibt eben auch noch die andere Seite. Die, dass
Eltern wie mir einfach nur ein horrender Druck gemacht wird, sein Kind
emotional zu verstümmeln, physisch zu schaden, sein Leben zu versauen usw. … wenn
man:
- nicht sofort springt
- nicht alles aufgibt bzw. seine Bedürfnisse völlig unterordnet
- nicht ordentliches Bonding betreibt
- nicht stillt
- kein Familienbett praktiziert
- nicht alles bio selbst zieht und kocht
- fremdbetreut
- selbstbetreut
- das falsche Spielzeug kauft etc. … Die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Da kann ich mir manchmal nicht anders helfen als daran zu
denken, dass das alles viel zu plakativ
ist. Dass ein Baby keine Maschine ist. Man nicht hier eine kleine
Variable verändert und dort ein entsprechend berechenbares Ergebnis
herauskommt.
Kinder sind robuster als man uns glauben machen will. Stress ist
Leben und gehört einfach mit dazu. Man muss ihn für ein so kleines Wesen nicht
künstlich herbeiführen oder ihn zulassen, wenn man ihn mit angemessenem Aufwand
(und das muss letztendlich dann doch jeder für sich selbst entscheiden) verhindern
kann.
Aber so ein bisschen Belastbarkeit hat uns die Evolution
glücklicherweise dann doch angedeihen lassen!
Euer alles relativieren und differenzieren müssendes schwarzes Mutterschaf
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