Diverse Mami-Plattformen bedienen sich gerne einfacher
Mittel, um die Resonanz auf ihren Seiten zu erhöhen. Sicher kann man mit
höheren Publikumszahlen auch mehr Werbepartner gewinnen und den Profit erhöhen.
Und es ist so einfach. Man werfe die einfache Fragen Stillen oder Fläschchen
o.ä. in den Raum und eine Unmenge an Müttern (und Vätern) stürzt sich mit einer
Leidenschaft auf das kalte Buffet, die erschreckend ist. Selbst ich bin nicht
davor gefeit mitzulesen und mich das eine oder andere Mal zu einem Kommentar
provozieren zu lassen. Einerseits ärgere ich mich selbst darüber, weil es
sowieso nichts bringt. Andererseits habe ich es satt. Ich habe es satt, dass
Flaschenmamis sich ständig schön geduckt, rechtfertigend, schuldbewusst und in
die Ecke getrieben verhalten müssen.
Um eines gleich vorweg klar zu stellen. Ich und wirklich die
wenigsten haben etwas gegen das Stillen, Stillen in der Öffentlichkeit,
Langzeitstillen (es ist manchmal etwas irritierend, weil ungewohnt, das soll
aber nicht falsch verstanden werden) usw. … Und es stellt auch niemand in
Frage, dass Stillen statistisch gesehen und aufgrund der Natürlichkeit her besser
für das Kind ist. Wieviel besser? Gut, darüber scheiden sich selbst die
wissenschaftlichen Geister.
Flaschenmamis haben verschiedenste Gründe warum sie
Flaschenmamis sind. Einige möchte schlichtweg von vornherein nicht stillen.
Viele möchten es, scheitern aber an Schwierigkeiten, Schmerzen und schlichtweg
Nicht-Durchführbarkeit.
Es gibt einige Stillmütter, die solche Stillverfechter sind,
dass sie sich anmaßen von anderen zu fordern, dass alles in Kauf genommen
werden muss, um zu stillen. Schmerz, Überforderung, Psychische Belastungen, …
die Befindlichkeit der Mutter hat keinerlei Rolle zu spielen. Stillmütter, die
selbst lange gelitten haben und das Glück haben, dass es irgendwann auf
positive Weise bei Ihnen geklappt hat, erwarten ebensolches von anderen Frauen.
Flaschenmamis sind entweder unwissend und dumm, weil sie
nicht verstehen, dass Stillen der beste und damit einzig wahre Weg ist oder sie
sind Versager, weil sie es nicht auf die richtige Art und Weise und lange genug
versuchen oder sie sind egoistische, nicht belastbare Rabenmütter, denen das
Wohl des Kindes egal ist.
Ich kenne kaum eine Flaschenmutter, die darunter nicht
irgendwann einmal gelitten hat.
Aber ich bin es leid. Ich möchte mich nicht rechtfertigen.
Ich möchte mich nicht schuldig fühlen. Ich möchte keinen Krieg und keine
Missionare. Wir haben das riesen Glück, das wir hier aufgeklärt sind und
Alternativen haben. Objektiv gesehen mag die eine Variante besser sein als die
andere, individuell ist es dann eben oft anders herum. Viele Faktoren spielen
eine Rolle.
Also wtf? Wir alle sind Mütter, die unsere Kinder lieben.
Wir alle lieben unsere Kinder auf unterschiedliche Art und Weise. Wir behandeln
sie auf unterschiedliche Weisen. Wir ernähren sie auf unterschiedliche Weisen.
Muss denn immer alles was anders ist falsch sein? Muss sich jeder immer
anmaßen, den Anderen zu beurteilen, seine Entscheidungen zu bewerten und damit
sich selbst aufzuwerten auf Kosten der Anderen? Sind wir so unsicher in unseren
Mutter- und Vaterrollen, dass wir die eigenen Verhaltensweisen nur als richtig
empfinden können, wenn möglichst alle anderen dasselbe machen?
Das Internet ist ein Katalysator, auch in vielen anderen
aktuellen Themengebieten wirken die gleichen Mechanismen. Man umgibt sich mit
möglichst Gleichdenkenden und wird verführt zu denken, dass die eigenen
Ansichten dadurch richtiger werden. Die Anonymität verleitet zu emotional
intensivierten Kommentaren. Und gerade bei unsicheren Eltern, denen es um ihr
höchstes Gut geht, kann man so leicht sozialen Druck aufbauen. Die meisten, die
es tun merken es nicht einmal.
Zum Glück empfinde ich das alles im realen Leben viel
entspannter. Es ist auch alles nicht so schwarz-weiß. Viele stillen und geben
Fläschchen zusammen, nutzen die Vorteile beider Varianten.
Sollten wir nicht aufhören auf Hexenverfolgung zu gehen?
Überall eine Rabenmutter zu sehen von der wir uns abgrenzen und aufwerten
können? Können wir nicht aufhören minimale statistische Unterschiede zu absoluten
Handlungsdoktrinen umzuwerten?
Das Kindeswohl. Ja. Der Zweck heiligt die Mittel, alles ist
erlaubt um das Kind zu retten. Ja, sofort! Bei Kindesmisshandlungen u. ä. …
Aber doch nicht bei der Frage ob Stillen oder Fläschchen!
Macht doch mal halblang!
Euer tief durchatmendes schwarzes Mutterschaf
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