Donnerstag, 21. Januar 2016

Ich gebe Fläschchen - und zwar gern!



Diverse Mami-Plattformen bedienen sich gerne einfacher Mittel, um die Resonanz auf ihren Seiten zu erhöhen. Sicher kann man mit höheren Publikumszahlen auch mehr Werbepartner gewinnen und den Profit erhöhen. Und es ist so einfach. Man werfe die einfache Fragen Stillen oder Fläschchen o.ä. in den Raum und eine Unmenge an Müttern (und Vätern) stürzt sich mit einer Leidenschaft auf das kalte Buffet, die erschreckend ist. Selbst ich bin nicht davor gefeit mitzulesen und mich das eine oder andere Mal zu einem Kommentar provozieren zu lassen. Einerseits ärgere ich mich selbst darüber, weil es sowieso nichts bringt. Andererseits habe ich es satt. Ich habe es satt, dass Flaschenmamis sich ständig schön geduckt, rechtfertigend, schuldbewusst und in die Ecke getrieben verhalten müssen.

Um eines gleich vorweg klar zu stellen. Ich und wirklich die wenigsten haben etwas gegen das Stillen, Stillen in der Öffentlichkeit, Langzeitstillen (es ist manchmal etwas irritierend, weil ungewohnt, das soll aber nicht falsch verstanden werden) usw. … Und es stellt auch niemand in Frage, dass Stillen statistisch gesehen und aufgrund der Natürlichkeit her besser für das Kind ist. Wieviel besser? Gut, darüber scheiden sich selbst die wissenschaftlichen Geister.

Flaschenmamis haben verschiedenste Gründe warum sie Flaschenmamis sind. Einige möchte schlichtweg von vornherein nicht stillen. Viele möchten es, scheitern aber an Schwierigkeiten, Schmerzen und schlichtweg Nicht-Durchführbarkeit.

Es gibt einige Stillmütter, die solche Stillverfechter sind, dass sie sich anmaßen von anderen zu fordern, dass alles in Kauf genommen werden muss, um zu stillen. Schmerz, Überforderung, Psychische Belastungen, … die Befindlichkeit der Mutter hat keinerlei Rolle zu spielen. Stillmütter, die selbst lange gelitten haben und das Glück haben, dass es irgendwann auf positive Weise bei Ihnen geklappt hat, erwarten ebensolches von anderen Frauen.

Flaschenmamis sind entweder unwissend und dumm, weil sie nicht verstehen, dass Stillen der beste und damit einzig wahre Weg ist oder sie sind Versager, weil sie es nicht auf die richtige Art und Weise und lange genug versuchen oder sie sind egoistische, nicht belastbare Rabenmütter, denen das Wohl des Kindes egal ist.



Ich kenne kaum eine Flaschenmutter, die darunter nicht irgendwann einmal gelitten hat.
Aber ich bin es leid. Ich möchte mich nicht rechtfertigen. Ich möchte mich nicht schuldig fühlen. Ich möchte keinen Krieg und keine Missionare. Wir haben das riesen Glück, das wir hier aufgeklärt sind und Alternativen haben. Objektiv gesehen mag die eine Variante besser sein als die andere, individuell ist es dann eben oft anders herum. Viele Faktoren spielen eine Rolle.

Also wtf? Wir alle sind Mütter, die unsere Kinder lieben. Wir alle lieben unsere Kinder auf unterschiedliche Art und Weise. Wir behandeln sie auf unterschiedliche Weisen. Wir ernähren sie auf unterschiedliche Weisen. Muss denn immer alles was anders ist falsch sein? Muss sich jeder immer anmaßen, den Anderen zu beurteilen, seine Entscheidungen zu bewerten und damit sich selbst aufzuwerten auf Kosten der Anderen? Sind wir so unsicher in unseren Mutter- und Vaterrollen, dass wir die eigenen Verhaltensweisen nur als richtig empfinden können, wenn möglichst alle anderen dasselbe machen?

Das Internet ist ein Katalysator, auch in vielen anderen aktuellen Themengebieten wirken die gleichen Mechanismen. Man umgibt sich mit möglichst Gleichdenkenden und wird verführt zu denken, dass die eigenen Ansichten dadurch richtiger werden. Die Anonymität verleitet zu emotional intensivierten Kommentaren. Und gerade bei unsicheren Eltern, denen es um ihr höchstes Gut geht, kann man so leicht sozialen Druck aufbauen. Die meisten, die es tun merken es nicht einmal.

Zum Glück empfinde ich das alles im realen Leben viel entspannter. Es ist auch alles nicht so schwarz-weiß. Viele stillen und geben Fläschchen zusammen, nutzen die Vorteile beider Varianten.

Sollten wir nicht aufhören auf Hexenverfolgung zu gehen? Überall eine Rabenmutter zu sehen von der wir uns abgrenzen und aufwerten können? Können wir nicht aufhören minimale statistische Unterschiede zu absoluten Handlungsdoktrinen umzuwerten?

Das Kindeswohl. Ja. Der Zweck heiligt die Mittel, alles ist erlaubt um das Kind zu retten. Ja, sofort! Bei Kindesmisshandlungen u. ä. …
Aber doch nicht bei der Frage ob Stillen oder Fläschchen!
Macht doch mal halblang!

Euer tief durchatmendes schwarzes Mutterschaf




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