Wie war das eigentlich bei euch? Fandet ihr Kinder schon immer toll?
Ich bin oft total irritiert, wenn ich mit Lämmchen unterwegs
bin. Ein Kreischen gefolgt von einem „Ist das süüüüüüüüß!“. Ich gucke dann
immer verwundert um mich was man so toll finden kann. Sekunden später sehe ich
sie dann, die Teeniemädels, die mein Baby quiekend vor Freude kommentieren.
Ich war nie so. Klar, wenn mal irgendwo ein süßes und grad
braves Baby oder Kind war, habe ich das auch manchmal mit einem Anflug eines
Lächelns quittiert. Aber in der nächsten Sekunde war das Ganze auch schon
wieder vergessen. Und laute oder sonst irgendwie unignorierbare Babys oder
Kinder fand ich einfach nur nervig.
Ich bin auch so aufgewachsen, dass wir schon irgendwo
herablassend auf die jungen Frauen reagiert haben, die früh Kinder bekommen
haben. Wir waren anders. Wir wollten Bildung und Karriere und uns „nichts
andrehen und das Leben versauen lassen“. Ich wollte deshalb keine Kinder haben.
So eingeimpft war dieses Bild in mir, selbst als ich schon älter und die
Situation eine ganz andere war.
Ein bisschen ins Wanken geriet das Ganze als meine Nichte
geboren wurde. Dieses Baby war irgendwie anders. Es war Familie. Ich liebe
meine Nichte. Meine Schwester ist aus ähnlichem Holz wie
ich. Auch nicht so der Muttertyp, sie wollte ebenfalls selbst lange keine
Kinder und war auch nie verrückt auf Babys&Co, im Gegenteil. Wenn sie es
auch hinkriegte und glücklich war, dann vielleicht auch ich irgendwann mal?
So wurde mein „nie“ ein „eher nicht und wenn irgendwann mal
in weiter Ferne“. Aber meine Situation war anders. Keine Beziehung, die seit
der Jugendzeit anhielt. Ich schwarzes Schaf war die meiste Zeit eher der
Freibeuter-Typ. Da passt kein Kind rein.
Später hat sich das dann doch
geändert. Ich war und bin tatsächlich in einer glücklichen, erfüllenden und
langjährigen Beziehung angekommen. Und mein Partner wollte prinzipiell auch
Kinder. Sehr ungewohnt für mich. Aber zum Glück erst mal keine unmittelbare
Gefahr, denn mein Freund befand sich in einer langjährigen Bildungsphase auf zweiten
Wege. Studium, Doktorat, … Nichts wo man auch nur ernsthaft an Kinder denkt und
ich schon mal gar nicht. Aber die Jahre gingen ins Land und die ganze Bildungssache
zog sich wie Kaugummi und fand kein Ende.
Und ich wurde nicht jünger. Irgendwie wurde ich unrund.
Aber
Kinder? Nein, ich doch nicht. Und schon gar nicht, wenn es nicht in unser Leben
passt. Lieber einen Hund. Aber dafür war irgendwie nicht die Zeit da. Letztendlich
wurden es zwei Katzen. Aber das war es noch nicht.
Aber Kinder? Nein, will ich nicht. Brauch ich nicht.
Wie alt
bin ich? Wie lange kann man mit einem halbwegs verantwortbaren Risiko Kinder
bekommen? Wie alt möchte ich bei meinem ersten Kind sein? Und wenn ich sogar
noch ein zweites wollte?
Aber ich will ja keine Kinder. Ich habe noch Zeit.
Wirklich? Wie lange noch?
Nein. Ich will keine Kinder. Es passt nicht in unser
Leben.
Den Spruch „Es gibt den richtigen Zeitpunkt für ein Baby
nicht.“ fand ich schwachsinnig. Ich konnte verhüten also hatte ich die Wahl und
die Verantwortung für den richtigen Zeitpunkt. Aber wie ist das? Das Leben ist
das was passiert, während man es plant?
Irgendwann wurde mir klar, dass ich ständig um das Thema
Kinder kreiste, selbst wenn ich mir sagte dass ich keine will. Es war als würde
jemand nur noch um den Swimming Pool herumschleichen aber nicht rein wollen. Und
da wurde es mir zu blöd, da blieb einfach nur noch der Sprung ins
kalte Wasser, um endlich vom Fleck zu kommen.
Wie es dann weiter ging könnt ihr dem Post „Rückblick –Schwangerschaft und Geburt“ nachlesen.
Und jetzt sind wir Familie mit einem bald sieben Monate alten
Kind. Ich kann das manchmal selbst noch gar nicht glauben.
Heute hat Lämmchen mit diesem typischen Babygeplapper „Gaga
und Dada“ angefangen.
Ich finde das so dermaßen süß, ich kann mich da gar nicht
mehr einkriegen. Es ist ein richtiggehender Oxytocinrausch. Ich SCHWARZES abgeklärtes
Mutterschaf bekomme dann gefühlte ROSA Herzchen in den Augen und fühle mich
selbst wie eine riesige ROSA Zuckerwatte, die ihr kleines ROSA
Zuckerwattenlämmchen am liebsten auffressen würde vor Liebe!
So. Ich sammle mich wieder. Schluss mit dem ganzen
Kitschgeschwafel. Das sind die Hormone, die funktionieren wirklich gut!
Der Zeitpunkt für ein Kind ist übrigens immer noch nicht der
richtige. Kein Geld, kein Haus im Grünen, keine planbare Zukunft … Und doch hat
es genau gepasst mit dem Lämmchen.
Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als den
ihrer Geburt. Jetzt verstehe ich diesen Spruch endlich!
Euer schwarzrosa Mutterschaf
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