Sonntag, 24. Januar 2016

Kinder- bzw. Mutterliebe


Wie war das eigentlich bei euch? Fandet ihr Kinder schon immer toll?
Ich bin oft total irritiert, wenn ich mit Lämmchen unterwegs bin. Ein Kreischen gefolgt von einem „Ist das süüüüüüüüß!“. Ich gucke dann immer verwundert um mich was man so toll finden kann. Sekunden später sehe ich sie dann, die Teeniemädels, die mein Baby quiekend vor Freude kommentieren. 

Ich war nie so. Klar, wenn mal irgendwo ein süßes und grad braves Baby oder Kind war, habe ich das auch manchmal mit einem Anflug eines Lächelns quittiert. Aber in der nächsten Sekunde war das Ganze auch schon wieder vergessen. Und laute oder sonst irgendwie unignorierbare Babys oder Kinder fand ich einfach nur nervig.

Ich bin auch so aufgewachsen, dass wir schon irgendwo herablassend auf die jungen Frauen reagiert haben, die früh Kinder bekommen haben. Wir waren anders. Wir wollten Bildung und Karriere und uns „nichts andrehen und das Leben versauen lassen“. Ich wollte deshalb keine Kinder haben. So eingeimpft war dieses Bild in mir, selbst als ich schon älter und die Situation eine ganz andere war.

Ein bisschen ins Wanken geriet das Ganze als meine Nichte geboren wurde. Dieses Baby war irgendwie anders. Es war Familie. Ich liebe meine Nichte. Meine Schwester ist aus ähnlichem Holz wie ich. Auch nicht so der Muttertyp, sie wollte ebenfalls selbst lange keine Kinder und war auch nie verrückt auf Babys&Co, im Gegenteil. Wenn sie es auch hinkriegte und glücklich war, dann vielleicht auch ich irgendwann mal?

So wurde mein „nie“ ein „eher nicht und wenn irgendwann mal in weiter Ferne“. Aber meine Situation war anders. Keine Beziehung, die seit der Jugendzeit anhielt. Ich schwarzes Schaf war die meiste Zeit eher der Freibeuter-Typ. Da passt kein Kind rein. 


Später hat sich das dann doch geändert. Ich war und bin tatsächlich in einer glücklichen, erfüllenden und langjährigen Beziehung angekommen. Und mein Partner wollte prinzipiell auch Kinder. Sehr ungewohnt für mich. Aber zum Glück erst mal keine unmittelbare Gefahr, denn mein Freund befand sich in einer langjährigen Bildungsphase auf zweiten Wege. Studium, Doktorat, … Nichts wo man auch nur ernsthaft an Kinder denkt und ich schon mal gar nicht. Aber die Jahre gingen ins Land und die ganze Bildungssache zog sich wie Kaugummi und fand kein Ende.

Und ich wurde nicht jünger. Irgendwie wurde ich unrund. 
Aber Kinder? Nein, ich doch nicht. Und schon gar nicht, wenn es nicht in unser Leben passt. Lieber einen Hund. Aber dafür war irgendwie nicht die Zeit da. Letztendlich wurden es zwei Katzen. Aber das war es noch nicht.
Aber Kinder? Nein, will ich nicht. Brauch ich nicht. 
Wie alt bin ich? Wie lange kann man mit einem halbwegs verantwortbaren Risiko Kinder bekommen? Wie alt möchte ich bei meinem ersten Kind sein? Und wenn ich sogar noch ein zweites wollte? 
Aber ich will ja keine Kinder. Ich habe noch Zeit. 
Wirklich? Wie lange noch? 
Nein. Ich will keine Kinder. Es passt nicht in unser Leben. 

Den Spruch „Es gibt den richtigen Zeitpunkt für ein Baby nicht.“ fand ich schwachsinnig. Ich konnte verhüten also hatte ich die Wahl und die Verantwortung für den richtigen Zeitpunkt. Aber wie ist das? Das Leben ist das was passiert, während man es plant?

Irgendwann wurde mir klar, dass ich ständig um das Thema Kinder kreiste, selbst wenn ich mir sagte dass ich keine will. Es war als würde jemand nur noch um den Swimming Pool herumschleichen aber nicht rein wollen. Und da wurde es mir zu blöd, da blieb einfach nur noch der Sprung ins kalte Wasser, um endlich vom Fleck zu kommen.

Wie es dann weiter ging könnt ihr dem Post „Rückblick –Schwangerschaft und Geburt“ nachlesen.
Und jetzt sind wir Familie mit einem bald sieben Monate alten Kind. Ich kann das manchmal selbst noch gar nicht glauben. 

Heute hat Lämmchen mit diesem typischen Babygeplapper „Gaga und Dada“ angefangen.

Ich finde das so dermaßen süß, ich kann mich da gar nicht mehr einkriegen. Es ist ein richtiggehender Oxytocinrausch. Ich SCHWARZES abgeklärtes Mutterschaf bekomme dann gefühlte ROSA Herzchen in den Augen und fühle mich selbst wie eine riesige ROSA Zuckerwatte, die ihr kleines ROSA Zuckerwattenlämmchen am liebsten auffressen würde vor Liebe!

So. Ich sammle mich wieder. Schluss mit dem ganzen Kitschgeschwafel. Das sind die Hormone, die funktionieren wirklich gut!

Der Zeitpunkt für ein Kind ist übrigens immer noch nicht der richtige. Kein Geld, kein Haus im Grünen, keine planbare Zukunft … Und doch hat es genau gepasst mit dem Lämmchen. 
Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als den ihrer Geburt. Jetzt verstehe ich diesen Spruch endlich!

Euer schwarzrosa Mutterschaf




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